Mittwoch, 2. November 2011

...ein bisschen was neues!

Wir sind jetzt seit mittlerweile vier Wochen in Joida und fühlen uns schon viel wohler. Morgens um neun quälen wir uns aus unseren Betten und spritzen uns ein bisschen Wasser aus unserem Eimer ins Gesicht, dann wandern wir rüber zu Anjani um zu frühstücken.
Anjani ist großartig! Sie spricht kaum ein Wort Englisch, aber trotzdem haben wir einen guten Weg gefunden mit Händen und Füßen und ein paar Englishbrocken mit ihr zu kommunizieren und rumzuwitzeln. Ihre Familie wohnt in Karwar, während sie die Woche über in Joida verbringt.
Nach dem Frühstück haben wir bis etwa eins Zeit. Wir gehen zu den Shops, reden mit den Dorfbewohnern, lesen oder bereiten den Unterricht vor.
Um eins gibts dann Lunch (wir haben es mittlerweile geschafft, dass Anjani uns immerhin das Chapati backen überlässt...) und wenn wir es bis dahin noch nicht gemacht haben, bereiten wir danach den Unterricht vor.
Bisher haben wir von 4- 8 Uhr Unterricht gegeben, allerdings hat jetzt hier die Schule wieder begonnen, weswegen wir erst um 5 Uhr mit dem Unterricht beginnen können. Da die letzten aber nicht erst um 8 Uhr anfangen wollen, waren wir jetzt gezwungen, den Unterricht bei den Jüngeren leider extrem zu kürzen.
Um fünf Uhr kommen die Kleinsten, angekündigt durch ihre lauten "SISTER! SISTER!" Rufe vor dem Haus. Diese Gruppe besteht aus Grundschulkindern, die so gut wie kein Englisch sprechen, daher ist es schwer ihnen zu erklären, was wir machen wollen. Wir haben ein paar Spiele mit ihnen gespielt in denen sie die Farben und Obst lernen sollten, singen mit ihnen und haben schon viel gemalt. Außerdem haben wir ein großes Alphabet mit ihnen begonnen, das sich über die ganze Wand unseres Klassenzimmers zieht und schon sehr bestaunt wurde.
Ab 5.30 Uhr kommen dann die 5.-7. Klassen. Alles ruft und quakt durcheinander und es ist schwer ein bisschen Ruhe reinzubringen, mitlerweile haben wir aber einen guten Weg gefunden, mit ihnen Unterricht zu machen und Spiele zu spielen. Dafür bringen uns die Kinder jedes Mal eine Menge Blumen oder Süßigkeiten mit. Und einen Tag, nach einer besonders lauten Stunde, die wir früher beendeten, fanden wir in einem Blumenstrauß einen Zettel auf dem 'Sorry for yestarday' stand. Sehr süß... Gerade bei dieser Klasse fällt uns sehr auf, dass das Englischlevel der Kinder stark variiert. Manche von ihnen können kaum Englisch sprechen, während wir mit anderen schon schwierigere Sachen machen könnten.
Um 6.15 Uhr schneien dann die Highschool Students rein. Die Kinder gehen in die 8.-10. Klasse und viele hier wollen wirklich was lernen und unterrichtet werden, viele kommen aber auch nur wegen den Spielen. Wir haben uns jetzt angewöhnt die erste halbe Stunde Englisch zu machen und in der zweiten Spaß zu haben.
Um 7.15 Uhr unterrichten wir dann die College Students. Bisher hatten wir in dieser Gruppe nur Mädchen und es war eine sehr entspannte und ungezwungene Atmosphäre, da sie alle in unserem Alter waren und wir uns gut verstanden haben. Mittlerweile haben wir allerdings ein paar Jungs dazu gewonnen, worüber wir uns sehr freuen, aber was auch einige Schwierigkeiten erzeugt: Selbst das Umbinden einer Augenbinde, um 'Blinde Kuh' zu spielen, stellt in dem Alter schon zu viel Körperkontakt dar und alles wo ein einzelner zu sehr im Mittelpunkt steht ist jetzt zu peinlich. Wir mussten uns wieder neu in diese Klasse einfinden, aber nach der dritten Unterrichtsstunde, haben wir jetzt das Gefühl, dass wir einen guten Weg gefunden haben.
So gegen halb neun sind dann die letzten raus und wir können mit Anjani zu Abend essen. Nachdem wir uns noch ein bisschen mit ihr unterhalten und abgespült haben, gehen wir wieder rüber zu uns. Zu unserem abendlichen Ritual gehört eine Folge 'How I met your mother', ansonsten werden e-Mails geschrieben, es wird gelesen, Musik gehört oder einfach nur noch schlafen gegangen.

Am 26. und 27. Oktober wurde in Indien Diwali, das Lichterfest, gefeiert. Am 26. wurden wir von einer Menge Familien in Joida eingeladen und in jedem Haus wurde uns ein Berg mit Essen vorgesetzt. Ausreden, wie 'Aber wir haben doch schon so viel gegessen!' wurden nicht erhört und so schleppten wir uns am Ende des Tages vollgefuttert und mit Tüten voller Naschereien nach Hause. Trotzdem empfanden wir diesen Tag als wunderschön, weil wir das erste Mal wirklich das Gefühl hatten, engen Kontakt zu den Dorfbewohnern zu haben und uns überall willkommen fühlten.
Am 27. fuhren wir dann nach Karwar. Abends gingen wir mit Rubina, der Enkeltochter unserer Köchin, in die Stadt, um uns dort die Lichter anzugucken. Es erinnerte ein bisschen an Weihnachten zu Hause. Dafür trafen wir zufällig unsere zweite Mentorin Mini und ihre Familie, die uns spontan zum Essen gehen einluden. Wir haben uns sehr über diese Aufmerksamkeit gefreut und das Gefühl den ersten richtig persönlichen Kontakt zu unserer Co-Mentorin bekommen zu haben.

In zwei Wochen fahren wir dann nach Coimbatore zum Zwischenseminar, wo wir dann auch die anderen Freiwilligen wiedertreffen. Wir freuen uns sehr darauf uns mal wieder ohne Sprachbarrikaden austauschen zu können!

(Wir können leider keine Bilder aus Joida hochladen, die liefern wir aber selbstverständlich nach...)